Woran denken Sie am liebsten, wenn Sie innig des zurückliegenden Weihnachtsfestes gedenken? - An das hübsch-geschmückte Tannenbäumchen? An die herzhaft duftenden Pfefferkuchen? An den heiligen Kerzenschein? An das Christkind? An die himmlisch-traurig leuchtenden Kinderäuglein? (Null Geschenke durch Hartz.) An den Weihnachtsmann? Oder doch gleich an den Bundespräsidenten Köhler?
Unser Bundespräsident hielt eine Weihnachtsansprache.
Diese war wahrlich kurz, aber nicht uninteressant.
Bemerkenswert war z. B. sein Sprech des "Mut-machens" und dass (bzgl. "Reformen") die Menschen in unserem Lande weiter seien, als die Politik.
Auch Frau Merkel (mit dem gleichen Parteibuch) erzählte einst die Mähr, dass für die Reformen, die unser Land ganz dolle dringend bräuchte, die Menschen viel weiter und mutiger seien, als die Politiker – seit Beginn der Sozialproteste dies aber von ihr so nicht mehr vernommen wurde...
Dann forderte Köhler in seiner Rede von den Politikern klares und wahrhaftiges Handeln, wobei den Menschen nichts vorgemacht werden dürfte. Wobei? – Na bei der Durchsetzung von Reformen, nur dass Herr Köhler zum Weihnachtsfest lieber "von großer Aufgaben" sprach.
Darauf nun wurde er noch wunderlicher. Zitat: "Dabei ist es ganz normal, dass sich die Parteien um den richtigen Weg streiten."
Ob Herr Köhler damit das inhaltslose und plumpe Niveau im Bundestag meinte, als z. B. unlängst SPD-Poß den CSU-Glos als "Lügner" komplimentierte, CSU-Glos den Grünen-Fischer als "Zuhälter" benannte oder CDU-Krings die Bundesbehörden als "Nullen" bezeichnet (?) ... aber Streit? – Worüber sollten sich diese Volkvertreter denn streiten, seit es zwischen SPD/Grüner "Agenda 2010" und "Neue Soziale Marktwirtschaft" von CDU/CSU/FDP keine wesentlichen Unterschiede mehr gibt?
Seither sich Schröder als Vollstrecker von CDU-Politik andient, bescheidet sich aller Streit auf das einfallsreiche Überbieten bereits vorgeschlagener Maßnahmen zur Zerschlagung sozialer Errungenschaften.
Doch sollten wir hier mit unserem Bundespräsidenten Nachsicht üben. - Sicher war Köhler in Gedanken noch zu sehr bei seiner Reise in Afrika, von der er einige Tage zuvor zurückgekehrt war. Zitat: "Den meisten Menschen dort geht es wirklich schlecht. Viele hungern Tag für Tag. Besonders die Not der Kinder ist groß. Doch wissen Sie was? Mitten im Elend habe ich auch viel Kraft, Mut und Lebensfreude gespürt."
Seit geraumer Zeit wird in Deutschland von den Volksvertretern (auch von Herrn Köhler) im Zusammenhang mit vermeintl. erforderlichen Reformen unentwegt von Kraft und Mut gesprochen. Ob der Bundespräsident aber bei seiner Weihnachtsandacht vielleicht an die bisher 1 Million Kinder in Deutschland dachte, die am oder unterhalb des Existenzminimum leben und derer Anzahl sich durch Hartz IV nun mehr als verdoppeln wird?
Während die Bundesregierung sich kraftvoll und mutig mit ihren Konterreformen für Armut und Elend der Vielen engagiert, hebt der Bundespräsident schon einmal zu tröstlichen Worten an. Gemeint ist wohl: Seien Sie unverzagt, Lebensfreude kostet doch nichts. Ihr bisheriger Wohlstand ist zudem bei den sehr Wohlhabenden allemal besser aufgehoben als bei Ihnen. Überdies sollten Ihnen diejenigen zum Vorbilde gereichen, die den Wohlstand, der Ihnen genommen worden ist, gar nicht erst kennengelernt haben.
Wir schlagen eine grundlegende Reform des Bundespräsidentenamtes vor.
Es gibt liberale Demokratien, die noch heute Monarchen haben und diese Monarchen sind sogar der Aufgabe enthoben, etwas eigenes und irgendwie sinnvoll klingendes sagen zu müssen.
Sind die Bürger solcher Staaten nicht zu beneiden?
In der deutschen Geschichte hat sich das Kaisertum politisch diskreditiert. - Daher unser Plädoyer für eine entschlossene Lotterie: Das hohe Repräsentationsamt des Staates sollte verlost werden.
Dieser Modus würde auch die Wahl des Bundespräsidenten abschaffen, besonders die peinliche - weil überflüssige - Rolle der chancenlosen Mit-Kandidaten der Nicht-Mehrheitsparteien.
Voraussetzung für die Teilnahme an der Auslosung des Amtes sind Rechtsmündigkeit und Volljährigkeit.
Einzige Bedingung, die an den Amtsinhaber gestellt würde, wäre ein vieldeutiges freundliches Schweigen. - Er müsste sich aller bedeutungsvoll daherkommenden Worte entschlagen.
Auf diese Weise wäre das höchste Amt von dem Krampfe entbunden, Tiefsinnigkeit in Worte fassen zu müssen. Und auf diese Weise könnten auch wir Bürgerinnen und Bürger von präsidialen Reden erlöst werden.
Man erinnere nur Reden wie "der Mensch ist des Menschen Maß" oder gar die Rede vom Sehnsuchtsergusse nach einem Rucke, der alle durchführe ohne von jemandem angestoßen worden zu sein.
Zu bedenken wäre, ob das Amt auf Lebenszeit befristet oder gar zur Erbdynastie ausgestaltet werden sollte.
Wir, die Initiative gegen einen neuen Reichsarbeitsdienst, sind keine Monarchisten, aber – und dieses Aber hat Gewicht – wer nichts zu sagen hat, der sollte schweigen.
Eine Dynastie, die sich nur auf die Gunst des Zufalls eines Loses gründen und ihr Amt in dienstbarem Schweigen begleiten müßte, wäre eines demokratischen Staates durchaus angemessen!
Bisher fehlt der Mut zu dieser Reform!
Sind die Menschen in unserem Lande wirklich schon mutiger und weiter als die Politiker?
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